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Wenn das Meer zurückschlägt, hat der Mensch keine Chance.

© ZDF und Schwarm TV Production Gm / Schwarm TV Production.

„Er konnte am Ende wohl nicht loslassen“: Das sagt die Regisseurin zur Schätzing-Kritik an „Der Schwarm“

Barbara Eder verteidigt die ZDF-Serie und Showrunner Frank Doelger gegen Frank Schätzings Fundamentalkritik.

Frau Eder, Frank Schätzing hat die Serie „Der Schwarm“ als „zusammengeschusterten Unsinn“ bezeichnet und ihr die aktuelle Relevanz abgesprochen. Wie erklären Sie sich als Regisseurin der Serie Schätzings Fundamentalkritik?
Die Adaption eines Romans – und dann auch noch eines so erfolgreichen – ist immer eine sensible und für den Autor hoch emotionale Angelegenheit, da er sein Baby irgendwann auch ein Stück weit loslassen muss. Mit Frank Doelger haben wir einen der besten Produzenten und Showrunner der Welt, einen achtfachen Emmy-Preisträger, der wirklich weiß, was er tut und insbesondere mit der Verfilmung großer Werke sehr viel Erfahrung hat. Er hat für HBO auch „Game of Thrones“ produziert.

Ein Problem der Kommunikation?
Ich kann mich an die vielen Meetings erinnern, die Frank Doelger mit Schätzing hatte. Jeder, der Frank Doelger kennt – und ich habe nun schon die zweite Produktion mit ihm zusammen gemacht – weiß, dass er wahnsinnig gut zuhört und dass es ihm stets um den Konsens geht – ohne dabei seine kreative Vision aus dem Blick zu verlieren. So nach meiner Beobachtung auch in der Zusammenarbeit mit Frank Schätzing.

Wenn ich jetzt die teilweise doch ziemlich emotionalen Ausführungen von Schätzing lese, hab ich das Gefühl, dass er am Ende doch nicht loslassen konnte. Schade, dass er nicht erkennen kann, wie toll es geworden ist. Ich hätte es ihm gewünscht. 

Die meisten Szenen scheinen mir recht werkgetreu. Musste viel weggelassen werden?
Bei der Handlung nicht. Das Buch enthält allerdings sehr viele wissenschaftliche Erklärungen, die so nicht wiedergegeben werden. Die Herausforderung bestand darin, dass man die Handlung allein durch die Visualisierung versteht.  

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Mit Smartphones und Video-Calls konnten Sie das Geschehen vom Beginn des Jahrhunderts in die Gegenwart holen. Doch damit war es nicht getan.
Ganz simpel gesprochen kommt am Ende eine Gruppe Wissenschaftler auf einem Schiff zusammen und rettet die Welt. Vor zwanzig Jahren hätte das Ensemble ganz anders ausgesehen. Heutzutage möchte man unterschiedliche Kulturen und Ethnien reinbringen, außerdem hat sich die Balance zwischen Frauen und Männern geändert. Aber auch wissenschaftlich hat sich in dieser Zeit sehr viel getan.

Die Entwicklung bei der Produktion ist ebenfalls nicht stehengeblieben.
Die CGI-Technik hat sich enorm weiterentwickelt. Ein animierter Wal verhält sich so wie ich es will. Oder, dass Tausende Krabben den Ozean verlassen und eine Insel überschwemmen. Ohne das Unterwasserstudio in Brüssel, das es vor 20 Jahren gar nicht gab, hätten wir zudem viele Szenen in Europa nicht drehen können. Bei den sehr anspruchsvollen Action-Sequenzen am Wasser haben zudem die Erfahrungen der europäischen Serie „Das Boot“ sehr geholfen.

Hat sich auch die Botschaft verändert?
Zunächst einmal ist das Drehbuch so angelegt, dass du die ganze Zeit eine kausale Ursache für die Katastrophen suchst. Fast so wie bei einem Krimi. Irgendwann erkennst du, dass dort eine Intelligenz existiert – und dass sie böse ist. Erst danach überlegt man: Wer ist hier eigentlich der Böse? Ist das Monster nicht eigentlich der Mensch, kommt die Natur nicht besser ohne ihn aus? Außerdem gibt es die visuelle Botschaft, wie klein der Mensch ist. Wenn die Natur aufbegehrt, sind wir nichts.   

Die Produktion von „Der Schwarm“ profitierte von den Erfahrungen anderer europäischer Produktion mit Wasser-Aufnahmen.  

© ZDF und Fabio Lovino / Fabio Lovino/ZDF

Hinter dem „Schwarm“ steht die European Alliance mit Sendern aus Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden, Schweiz, Österreich und zudem noch Japan. Wie hat sich das auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Besprechungen erinnern mitunter an eine Sitzung des Europäischen Parlaments. Es ist jedoch Aufgabe des Showrunners, zwischen allen Beteiligten zu vermitteln. Frank Doelger hat uns dabei den Rücken freigehalten. Das galt auch für mich und meine Vorstellungen, was ich machen möchte und mit welchen Schauspielern. Der Showrunner sprach darüber mit den Sendern, den Investoren und wenn nötig mit dem Romanautor.

Ein Blowout bringt das Forschungsschiff Thorvaldson in höchste Gefahr.

© ZDF und Schwarm TV Production Gm / Schwarm TV Production

Sind Umweltthemen für Sie Herzensprojekte?
In jedem Fall. Ich bin ein sehr politischer Mensch. Die Serie handelt von einer Problematik, die unbedingt angesprochen werden muss. „Der Schwarm“ soll etwas verändern, dabei aber immer noch unterhalten. Ich war dafür durchgehend neun Monate im Ausland, ohne einmal nach Hause zu fahren. Gerade in der Lockdown-Zeit von Covid beschäftigt man sich mit einer solchen Thematik sehr stark. Ich wollte unbedingt, dass die Serie andere wirklich beschäftigt und etwas mit ihnen was macht.

900 Seiten in acht Episoden ist äußerst gewagt? Gibt es das Ende erst in einer zweiten Staffel?
Die grundsätzliche Handlung des Buches wird in dieser Staffel zu Ende erzählt. Aber es wird ein Türchen für eine Fortsetzung offengelassen. Man könnte eine zweite Staffel machen. Nicht auf Basis von Schätzings Roman, aber mit den Figuren.  

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